Die vertauschten Briefe

Dieser graziöse Roman des bekannten österreichischen Schriftstellers ist das epische Gegenstück zu Hugo von Hofmannsthals Komödie ›Der Schwierige‹. Roman und Komödie stellen auf ganz verschiedene Weise die österreichische Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg dar, haben aber das eine gemeinsam, daß sie beide nach der wirklichen Vornehmheit fragen. Während der weltabgewandt-idealisierende Hofmannsthal diese Vornehmheit in der adligen Gesellschaft Österreichs fast überall zu finden glaubte, beantwortet der kritischere und weltläufigere Lernet-Holenia die aufgeworfene Frage damit, daß Aristokratie an sich keinen Anspruch auf blinde Achtung erheben kann, wenn es an persönlicher Leistung und adliger Gesinnung fehlt. Auch in diesem Roman versteht es der Autor wiederum meisterhaft, differenzierteste Bewußtseinsvorgänge und Einsichten in einer Sprache von hoher dichterischer Noblesse festzuhalten.